Bösa Böck

Als sich die Schluchtenflitzer Wört, eine Faschingsgruppe gegründet im Jahr 1983,im November 2009 zur Sitzung trafen, um, wie jedes Jahr, über die Auswahl eines neuen Kostüms für den Fasching 2010 zu beraten, wurde wieder einmal der Wunsch nach einer „richtigen Häs´mit Holzmaske“ laut. Nach Abwiegen der Für und Wieder einer solchen Maskengruppe wurde dann der Entschluss gefasst, tatsächlich eine Solche zu gründen.

Doch wo war ein entsprechender „historischer Hintergrund“, eine alte Überlieferung, die sich dafür eignete? Nach langem Suchen und Recherchieren einigten sich die Schluchtenflitzer im Frühjahr 2010 dann auf eine mündliche Überlieferung aus dem 15./16.Jahrhundert bezüglich des Teilorts „Bösenlustnau“, oberhalb von Wört:

In dieser Überlieferung heißt es, der Schlossherr von „Werde“ (später Wört) habe dort oben seine Knechtschaft angesiedelt.

Wie von alteingesessenen „Luschdnamern“ berichtet wird, sollen die Mägde und Knechte dort oben aber nicht nur ihrer Arbeit, dem Binden von Birkenbesen, sondern vor allem der Befriedigung ihrer körperlichen Ge„lüste“ nachgegangen sein.

Bald sei deshalb dieser Teil vom damaligen „Werde“ als verdorben, schlecht, „böse“ verschrien gewesen und habe den Namen „Bösenlustnau“ bekommen.

Schon von je her wurde der Teufel in Gestalt eines Ziegenbocks dargestellt, weshalb dieser mit dem Schlechten, „Bösen“ in Verbindung gebracht wird.

So entstand dann wahrscheinlich der Spruch:

„IN BÖSENLUSTNAU DA IST DER HIMMEL BLAU,

  DA TANZT DER ZIEGENBOCK MIT SEINER FRAU

 IM UNTERROCK“ 

Mit dem Ziegenbock war wohl der Teufel gemeint und dass er mit der Frau im Unterrock (also nur spärlich bekleidet) getanzt haben soll, soll dann wohl für die Verdorbenheit der damaligen „Lustnauer“ stehen.

All´ dies geht aus Erzählungen der „Alten“ hervor. Was und ob überhaupt etwas hieraus der Wahrheit entspricht, kann jeder nach Belieben für sich entscheiden. Tatsächlich nachgewiesen ist gar nichts!

Der Spruch über Bösenlustnau fand bei allen Schluchtenflitzern großen Anklang. Damit war die Frage nach einem entsprechenden Hintergrund geklärt.
Der nächste Schritt war nun, sich mit einem Maskenschnitzer mit entsprechender Erfahrung in Verbindung zu setzen, da die Schluchtenflitzer keine Maske wollten, die irgendwo maschinell hergestellt wurde, und die auch andere Maskengruppen tragen konnten. Sie wollten eine Maske individuell für ihre Gruppe, gemeinsam mit dem Schnitzer Schritt für Schritt entwickelt. Da fiel die Wahl schnell auf Markus Thor aus Killingen, der für seine Holzmasken in Faschingskreisen bekannt ist. Nach einem ersten Besuch dort war klar, ihm traute man diese Aufgabe bedenkenlos zu und hatte bei ihm auch die Möglichkeit, von der Entstehung der Maske bis zum Schluss beteiligt zu sein.
Auch für ihn war diese Maske eine besondere Herausforderung, da er noch nie zuvor eine Tiermaske geschnitzt hatte.
Vom Frühjahr 2010 bis kurz vor Fasching 2011 dauerte der gesamte Werdegang der Maske, zu der natürlich auch in mühevoller Handarbeit entsprechende Kostüme gefertigt wurden. Diese bestehen aus einem weißen Unterrock mit Spitze und einem roten Leinenrock darüber. Das Oberteil ist aus Ziegenfell genäht, worunter die braune Vereinsjacke getragen wird. Die an der Maske angebrachten „Haare“ wurden aus Schaffell (Heidschnucke) gefertigt.
Grüne Stulpen und Handschuhe, so wie ein Kopftuch, das unter der Maske, bzw. nach Ablegen der Maske getragen wird, runden das Ganze ab. Selbst die Umhängetaschen wurden aus Ziegenfell genäht.
Da der Name aus dem einstigen„Besenlustnau“(Birkenbesen!) entstanden sein soll, wurden zum Kostüm Besen aus Birkenreisig gefertigt.
Insgesamt war der Zeit- und Arbeitsaufwand des letzten Jahres laut Schluchtenflitzern und Maskenschnitzer einer, der sich wirklich gelohnt hat!